Eine Isolierhülle aus Isomatte,

oder: die Abschaffung des Temperaturproblems bei der Filmentwicklung (Lösung 3),

denn mit dieser Hülle erreicht man eine Temperaturkonstanz von 0,1 K nach 8 Minuten (oder besser).

Die Anleitung für eine Thermohülle aus Styropor ist vorhanden, aber meines Erachtens ist diese Hülle wesentlich schwieriger herzustellen als die Hülle hier aus Isomatte, was im wesentlichen durch den Bau des notwendigen Styroporschneiders und dessen Stromversorgung begründet ist. Im Prinzip sieht die Styroporhülle im Schnitt genauso aus wie die Isomattenhülle hier. Die Styroporhülle war viel früher fertig und wurde auch mit gutem Erfolg benutzt. Der Bau dieser Hülle hier erfolgte eigentlich nur aus dem Interesse heraus, ob es mit Isomatte überhaupt geht? Und das Ergebnis war: überraschend gut! Die Isolierwerte sind (fast) genauso gut wie die einer Styroporhülle.

Die Wahl auf die Isomatte fiel aus folgenden Gründen:
Wer also das Problem Temperaturkonstanz aus seiner Entwicklung absolut aussparen will: Frisch an's Werk!

Bauanleitung





Material:

1 handelsübliche Isomatte wie zum Schlafen im Schlafsack (2000mm x 500mm x 7mm) oder so ähnlich.
Ist die Dicke von 7mm verschieden, dann muss in den Formeln unten 7 durch die aktuelle Dicke ersetzt werden.


Werkzeug:

Paketklebeband
Scharfes Messer (Japanmesser, Teppichmesser, Taschenmesser, kl. Küchenmesser) zum Schneiden der Isomatte
Schere
Zollstock oder Lineal (30cm) zum Abmessen
Lineal 60cm oder Brettchen, Leiste, Kartonstreifen, Blechstreifen zum Führen des Messers (Anschlag)
Klebstoff wie UHU - Kraft. Anmerkung: Wirklich fest verklebt nur ein Kontaktkleber wie Pattex. Nur diesen genau können wir beim Bau nicht benutzen, weil wir fast nie eine wirkliche Flächenklebung haben. Ich halte UHU Kraft für den brauchbarsten Kompromiss.
Karton, Brettchen, eine alte Zeitung, ... als Unterlage zum Schneiden mit dem Messer
Zirkel, Kartonstückchen einer Verpackung zum Ausschneiden, 15cm x 15cm oder so ähnlich.





1. Ausmessen des Dosenumfangs
Der Dosenumfang wird mit einem Maßband aus dem Nähkasten an der dicksten Stelle des unteren Dosenteils gemessen. Dies ist i.d.R. direkt unter dem Schraubdeckel.

Dieser Umfang, hier 307 mm, wird um 2 * Isomattendicke
* π, also 2 x 7 x 3,14 ~ 44 mm erhöht, weil die Außenkante der Umhüllung schließen muss. Dieses Verlängerungsmaß können wir von Schicht zu Schicht zufügen, also Schicht für Schicht wird theoretisch ca. 44 mm länger. In Praxis ist es besser, 1 - 2 mm weniger zuzugeben, damit die Schichten fest aufeinander liegen.

2. Ausmessen der unteren Dosenhöhe
Die Entwicklerdose wird betriebsbereit zusammengesetzt und dient als Wickelkern.

Zuerst messen wir den die Höhe zwischen Dosenunterkante und der unteren Seite des aufgeschraubten Dosendeckels. Bei mir sind dies 10,3 cm., also ungefähr 10 cm. Auf diese 10 cm
wird unten referiert. Sollte diese Länge bei der vorhandenen Dose unterschiedlich sein, dann ist der wirklich gemessene Wert an Stelle der 10 cm zu benutzen!

3. Abschneiden des ersten Streifens
Der erste Streifen ist erstmal nur ein Platzhalter und wird am Ende des Bauvorgangs wieder entfernt. Er ist in der Schnittskizze oben rechts hellgrün markiert. Wir schneiden also einen 10 cm breiten Streifem

Jetzt schneidet man von der Isomatte in Querrichtung einen 10 cm breiten Streifen ab. Dazu legt man zuerst die Unterlage aus, die Isomatte drauf, misst 10 cm von einer Seite an beiden Rändern ab, legt den Anschlag auf und schneidet mit dem Messer ohne großen Druck am Anschlag entlang. Ggf. ein zweites Mal schneiden.

Diesen Streifen kürzen wir auf 347mm ein, oder so, wie sich mit der vorhandenen Dose der Umfang + 40mm ergibt.

Alternativ wickeln wir
den Streifen ohne große Spannung um den unteren Teil der Dose. Wir markieren die Stoßstelle( hier Gelb) mit einem Kugelschreiber und kürzen dann den Streifen entsprechend ein, wieder mit dem Messer und schön rechtwinklig (gleichen Abstand von der Kante ausmessen).


4. Den ersten Streifen anbringen

Diesen Streifen wickeln wir um den unteren Teil der Dose und fixieren mit je einem quadratischen Stück Paketband an der oberen und unteren Kante die Stoßstelle.
Am Ende des Zusammenbaus wird dieser Streifen wieder entfernt.



5. Der 2. Streifen

Durch Anhalten eines Rests prüfen wir, ob der zweite aufzubringende Streifen schon zu einem Außendurchmesser führt, der größer ist als der Außendurchmesser des Dosendeckels (s. gelbe Markierung im linken Bild oben rechts).
Wenn nein, schneiden wir nochmals einen Streifen mit derselben Breite wie zuvor und wickeln ihn um den ersten Streifen. Er wird wieder an der Stoßstelle eingekürzt und außen wieder mit Paketband an der Stoßstelle verklebt. Der Streifen sollte nicht mit Kraft an der Stoßstelle zusammengeführt werden, aber schon so fest sitzen, dass er nicht locker rumrutscht. Die Stoßstelle platzieren wir gegenüber der ersten Stoßstelle, also um 180° versetzt.


6. Der erste breite Streifen

Wenn ja, messen wir die Gesamthöhe der Dose mit aufgesetztem Stülpdeckel und geben 9 cm zu, 4cm  nach unten und 5cm nach oben. Dieser Streifen wird dann wieder von der Isomatte wie zuvor abgeschnitten. Durch Umwickeln bestimmen wir die Länge und schneiden wieder rechtwinklig ab. Jetzt trennen wir diesen Streifen in Längsrichtung so, dass ein Streifen mit 17 cm Breite entsteht, die wieder um den unteren Teil gewickelt und mit Paketband verklebt wird. Der schmalere Streifen ist später Teil des Deckels der Hülle und wird erst einmal zur Seite gelegt.


7. Die nächsten Streifen
Die nächsten Streifen werden in der Breite Gesamthöhe + 8 cm ( 4 nach unten und 4 nach oben, s. Maß H im Schnitt) geschnitten, also 1 cm weniger als der erste breite Streifen. Wie zuvor werden diese um die Dose gewickelt und verklebt. Ich habe insgesamt 4 breite Streifen aufeinander gewickelt. Die äußeren sind evtl. schon zu kurz, hier muss man mit Resten der zuvor aufwickelten Streifen anstückeln. Ich konnte mit dem Paketband am Besten arbeiten, in dem ich immer nur kurze, quadratische Stücke abgeschnitten und aufgeklebt habe. Nur an der äußeren Hülle ist ein Streifen über die gesamte Höhe der Hülle erforderlich.
Theoretisch ist jeder Streifen ca. 40 mm länger als der zuvorige.


8. Der Boden der Hülle.
Deutlich kann man erkennen:
Die Wicklung Schicht für Schicht, die um 180° versetzten Stoßstellen, und das Ende des unteren Propfens.

Die Dose sitzt jetzt wahrscheinlich ziemlich fest in der Hülle. Wenn nicht, auch OK. Wenn die Dose aber fest sitzt, dann wird die Dose jetzt herausgezogen und ebenso die innerste Wicklung Isomatte, auf dem Schnittbild oben grün angelegt. Die Dose muss sich dann bequem in die Hülle einführen und wieder herausnehmen lassen.
Jetzt wird der Innendurchmesser der Rolle unten gemessen (theoretisch: Durchmesser der Dose + 2 x Isomattendicke, Maß D im Schnittbild). Mit dem Zirkel wird jetzt auf dem Karton ein Kreis mit diesem Durchmesser gezogen und dieser ausgeschnitten. Mit einem Kugelschreiber kann man jetzt auf der Isomatte (ggf. lässt sich hier schon das eben herausgezogene Stück weiter verarbeiten) den Kreis mit der Schablone anzeichnen und dann mit einer Schere ausschneiden. Mit dem ersten ausgeschnittenen Kreisstück wird geprüft, ob dieses ohne großen Zwang, aber bündig in die untere Öffnung eingeführt werden kann, bis zum Anschlag, siehe Schnittbild. Ist es zu groß, muss man eben noch etwas abknibbeln, ist es zu klein, muss das nächste Kreisstück eben etwas größer im Durchmesser geschnitten werden. Insgesamt werden 5 Kreisstücke benötigt, wenn man nicht schon Reste mit verarbeiten will (s.u.).
Diese kle
bt man jetzt mit dem Kleber zusammen: dabei reicht es, etwa 1 cm vom Rand des Kreisstücks eine kreisförmige Klebstoffwurst aufzubringen. Das zweite Kreisstück wird aufgedrückt, und das ganze wieder getrennt. Man lässt den Klebstoff dann 2 min abdünsten und fügt das ganze dann zusammen. Auf diese Weise entsteht ein 35mm dicker runder Pfropfen. Dieser wird dann an der Außenseite mit Klebstoff eingestrichen, dabei reicht wieder eine Wurst am oberen Ende, und dann wird der Pfropfen von unten in die Hülle eingedrückt bis er am Boden bündig abschließt. Damit ist der untere Teil der Hülle fertig.
Alternativ kann man innen die erste Lage, so wie in der Skizze oben rechts gezeigt, einkleben. Dann kann man eine oder auch zwei Schichten aus kleingeschnittenen Reststücken legen. Diese werden wie ein Mosaik nebeneinandergelegt. Bleibt hier oder da ein Luftspalt, dann macht das nichts. Den Abschluss unten legt man wieder aus zwei verklebten Kreiseplatten. Beim Kleben immer an das Ablüften denken.
Wer perfekte Scheiben schneiden will: Links ist mein temporärer Kreisschneider gezeigt: Eine kleines Stück Dachlatte, eine Klinge aus einem Werkwerfrasierer, zwei Reiszwecken, und ein Nagel als Drehachse. Für Schnittwunden übernehme ich keine Verantwortung!


9. Der Verschluss, der "Propfen"

Ansicht des Verschlusses von unten

Wir setzen jetzt die Dose in die Hülle. Das zuvor zur Seite gelegte Stück des ersten breiten Streifens wird jetzt zu einem Rohr gebogen und von oben in die Hülle eingeführt, bis die Kante auf dem Deckel aufsitzt. Die Skizze oben rechts lässt dieses erkennen. Das sollte eigentlich ohne großen Zwang gehen. Ist es eng, dann muss man an der schmalen Seite wieder mit Messer und Lineal ein paar Millimeter abschneiden. Wie für den Boden messen wir den Innendurchmesser (der eigentlich derselbe sein sollte wie am Boden) und schneiden jetzt wieder Kreise aus. Wieder wird am ersten geprüft, ob dieser sich leicht und ohne Wellen zu werfen von oben in das "Rohr" einfügen lässt, und zwar bis es auf dem Stülpdeckel aufliegt. Lässt sich das Rohr dann noch bewegen? Wenn nein, muss das Kreisstück durch Abknibbeln wieder etwas im Durchmesser reduziert werden. Für den Verschluss habe ich nur 3 Kreisstücke geschnitten. 2 davon wurden wie für den Boden miteinander verklebt. Dann wurde das Rohr wieder mit einem Streifen Paketband am Stoß zusammengefügt, wieder in die Hülle eingeschoben, und dann der Pfropfen aus 2 Stücken von oben eingefügt, bis er auf dem Stülpdeckel auflag. Dann das Ganze aus der Hülle ziehen, den Pfropfen 1 cm zurückdrücken, eine Klebstoffwurst an die Innenwand des Rohrs dicht über dem zurückgedrückten Pfropfen rundum legen, das ganze wieder in die Hülle stecken und dann den Pfropfen nach unten drücken. Den jetzt noch vorhandenen Freiraum habe ich erst einmal mit kleingeschnittenen Reststücken Ebene für Ebene aufgefüllt, bis nur noch etwas mehr als 7mm frei blieben. Dann wurde oben mit dem dritten Kreisstück und einer Klebstoffwurst der Pfropfen geschlossen.

10. Boden

Es blieb gerade noch ausreichend Isomatte übrig, um der Hülle noch eine Scheibe als Boden mitzugeben. Dazu wurde wieder mit Klebstoff und Ablüften das Reststück auf den Boden geklebt und dann das ganze mit der Schere kreisrund an der Kante entlang beschnitten.
11. Der "Hammer"

Die Hülle ist damit fast fertig. Vor der ersten Benutzung sollte man den Klebstoff noch ein paar Stunden trocknen lassen. Das Lösungsmittel im Klebstoff kann nur sehr schwer durch den eigentlich luftdichten Kunststoff verdunsten.
Jetzt kann man noch eine Vorkehrung treffen, um gegen die vermaledeiten Luftblasen im Entwickler vorzugehen. Gab es damit bisher keine Problem, kann man erst einmal darauf verzichten. Bei mir sind aber die Luftblasen beim Entwickeln von Rollfilmen ein Problem. Ich habe deshalb so ca. 4 cm über dem Dosenboden, also ca. 8 cm über dem Hüllenboden, mit einem Taschenmesser eingestochen und einen quadratischen Durchbruch in Klingenbreite, also ca. 10mm x 10mm, nach innen geschaffen. Dann wurde von einer Rollfilmspule auf der einen Seite die Wange abgesägt. Dieser Pin wird dann von innen durch diese Öffnung gesteckt (s. Photo oben links). Die Dose sollte sich dann aber immer noch bequem in die Hülle einführen lassen.
Beim Entwickeln gibt es dann nach dem Kippen und dem Hinstellen mit einem 200g Hammer einen leichten Schlag auf diesen Pin. Dabei halte ich die Dose/Hülle mit der anderen Hand fest. Es macht also deutlich "Tock". Durch den Schlag wird eine Schockwelle durch die Dose gejagt, wie bei einem Ultraschallreinigungsgerät, womit sicher alle Luftblasen gelöst werden. Seit ich auf die Entwicklung mit dem Hammer gekommen bin, habe ich jedenfalls keine Spuren von Luftblasen mehr auf den Negativen.
Hat man keine Rollfilmspule, dann muss man eben etwas Entsprechendes basteln, z. B. ein Stück Dübelholz mit 10 mm Durchmesser nehmen oder was auch immer.

12. Temperaturjustierung

Die Temperaturjustierung ist eine einmalige Ermittlung eines Faktors. Siehe dazu eine gesonderte Seite.

13. Lebensdauer

Ich gehe davon aus, dass man diese Hülle jahrelang benutzen kann. Am ehesten wird das Paketband zum Problem werden, weil der Klebstoff nicht dafür ausgelegt ist und aufweicht oder austrocknet. Sollten sich da Ablösungen ergeben, muss man also wieder mal neu kleben. Sollte die Dose mal lecken, so kann man die Hülle sicher mit warmem, aber nicht heißem, Wasser ausspülen.





Version: 1.5  Copyright: Rolf Süßbrich, Dortmund, 22. 01. 2011