Wenn wir
uns mit dem Entwickeln von Filmen und Papier befassen, kommen wir um
ein paar chemische Grundkenntnisse nicht herum.
Einer der wichtigsten, und allgemein bekannten, Tatsachen ist, dass es
Säuren und Basen gibt.
Wir kennen die Schwefelsäure in der
Autobatterie, die als starke Säure uns schon hinterhältige Löcher in
Kleidung ätzen kann, hinterhältig, weil man sie oft erst nach Tagen
sieht. Lebensmittel wie Zitronensaft und Essig(-lösung) sind schon
etwas weniger
sauer. Normales Wasser ist fast neutral. Durch das immer vorhanden CO2
(Kohlendioxid) der Luft und der guten Löslichkeit des CO2 in
Wasser (Kohlendioxid => Kohlensäure) ist es eher
leicht sauer. Leitungswasser wird von den Wasserwerken oft leicht
basisch eingestellt (pH ca. 7,5, s.u.), weil dieses die
Kalkablagerungen in Leitungen und Elektrogeräten (Wasch- und
Spülmaschine, Schnellkocher usw.) reduziert. Im höheren basischen
Gebiet finden wir kaum
Lebensmittel, aber Reinigungsmittel wie Soda, und, wesentlich stärker,
Lösungen von Hydoxiden von Natrium und Kalium (Abflussreiniger,
Spülmaschinenmittel). Während uns leicht saure
Flüssigkeiten
in der Regel schmecken, empfinden wir basische Flüssigkeiten als
unangenehm, seifig schmeckend, also fies.
Ein Maß für die Stärke der Säuren und Basen ist der pH-Wert. Ohne es
jetzt
lange zu begründen nehmen wir einfach mal hin, daß pH 7 die Mitte ist
(neutral), pH Werte kleiner als 7 sauer (Minimum 0), und größer als 7
basisch (Maximum 14) bezeichnet werden. Und unsere Schwefelsäure liegt
sicher bei kleiner pH 2, Essig und Zironensaft (-lösung) bei pH 4
- 5, und
Spülmittel in der Spülmaschine bei pH 12 - 13, und das ist sehr stark
basisch.
Man kann Säuren und Basen auch als Gegensätze begreifen, wie nass oder
trocken: Beides zusammen geht nicht.
Normales Wasser ist, wie bereits gesagt, fast neutral bis leicht sauer.
Durch serielle Zugabe geeigneter Chemikalien kann man den pH-Wert einer
Lösung zwischen niedrigem ( pH < 7, sauer) und hohem (pH > 7,
basisch) pH-Wert hin- und her- "fahren".
Warum ist das Einstellen eines bestimmten pH-Werts so wichtig?
Weil es chemische Reaktionen gibt, die nur in bestimmten Umgebungen
ablaufen. Eine dieser, stark vom pH-Wert abhängigen, Reaktionen ist
genau die Entwicklerreaktion. Die meisten Entwicklerchemikalien sind in
ihrer Wirksamkeit vom pH-Wert der Lösung abhängig. Grundsätzlich gilt,
dass jede Entwicklungslösung eine belichtete photographische Schicht
entwickelt, es fragt sich nur: wie?
Negativentwickler sind relativ zart "gesalzen", d.h der pH-Wert wird
sachte durch Zusatz schwacher Alkalien wie Borax, Borax-Borsäure
Puffer, oder ähnlichen Salzen im Bereich zwischen 9 und 10 eingestellt.
Oder aber, wie bei Rodinal, durch hohe Verdünnung (1+25 bis 1+100) das
starke Natriumhydroxid (deshalb die Warnung "Ätzend" auf der Flasche)
auf einen schwachen pH-Wert herunterverdünnt. Wird an Statt mit Borax
der pH-Wert durch Soda auf etwa 11 gebracht, dann sind dieselben
Entwicklersubstanzen in fast der gleichen Konzentration plötzlich
raubtierhaft aktiv und entwickeln in nur 90 sec alle gefundenen
belichteten Silberkristalle. Das ist dann das typische Verhalten von
Papierentwicklern. Und da sind wir wieder beim Thema: Die
Negativentwicklung ist eine delikate Geschichte, mit Verstand und
Erfahrung auszuführen, während die Positiventwicklung eine eher
mechanische Sache ist.
Die gängigen Entwicklerchemikalien (Metol, Phenidon, Hydrochinon, u.a.)
verlieren ihre Fähigkeit zum Entwickeln in neutraler oder saurer
Umgebung. Und deshalb ist bei der Negativentwicklung das saure Stoppbad
so wichtig, um die Entwicklung genau definiert zu stoppen. Mit nur
Wasser wird die Entwicklung zwar auch verlangsamt, aber eben nur
verlangsamt. Achtung: Es gibt aber auch Entwicklersubstanzen, die
nicht so eindeutig in ihrer Wirksamkeit durch den pH-Wert gesteuert
werden können. Ist ein Entwickler aus solchen Komponenten aufgebaut,
dann wird in der Anleitung stehen, dass auf die Entwicklung sofort die
Fixage zu folgen hat. Dieses ist dann auch einzuhalten! Bei
Negativentwicklungen braucht man keine Sorge zu haben, dass der meist
saure pH-Wert des Fixierbads durch den Entwickler neutralisiert wird,
weil, wie gesagt, Negativentwickler i.d.R nur zart "gesalzen" sind, und
durch die meist höhere Verdünnung die Konzentration der Alkalien gering
sein dürfte.
Photografische
Bäder werden auf geeignete pH-Werte eingestellt
Eine
Lösung kann nur einen pH-Wert haben
Durch
Wechsel der Bäder (oder Zufuhr von Chemikalien) kann man pH-Werte hin-
und herfahren