Man kann auch mit einem Digitalen Vielfachmessinstrument Transistoren in eingebautem Zustand prüfen! S. unten.
Nach dem Ausschlachten eines alten Geräts hat man oft jede Menge Transistoren vor sich liegen, und es stellt sich die Frage:
Welche Transistortypen sind das, und sind die Transistoren noch brauchbar?
Hinten auf dem Photo links sieht man kleine Leistungs-Transistoren und vorne verschiedene Kleinleistungs-Transistoren.
In erster Näherung wollen wir erst einmal davon ausgehen, dass alles, was drei Beine hat und so ähnlich aussieht wie die Teile auf dem nebenstehenden Photo, ein Transistor ist. Um einen Transistor testen zu können, müssen wir allerdings zwei Dinge wissen:
Um welchen Typ handelt es sich hier: NPN oder PNP ?
Wie sieht es mit der Beinchenbelegung aus, wo sind Emitter, Basis, und Kollektor (englisch: Emitter, Base, Collector)? Die "Beinchen" heißen in der Fachsprache übrigens Lötspieße.
Die erste Methode kann die Suche von Datenblätter im Internet sein. Das kann aber für alte Typen recht aufwendig werden, vor allem, wenn man den Hersteller nicht kennt.
Manchmal ist es auf den Transistoren auch aufgedruckt : CBE sind Collector, Base, und Emitter |
Die nächste Methode und die schnellere zum ersten Test sind: Ein Vielfachmessinstrument und unsere Finger!.
Wir machen Gebrauch von der Tatsache, dass ein Transistor aus zwei gegeneinander gepolten Dioden besteht: Ein PNP-Transistor aus zwei Dioden mit den Kathoden (Minus-Pol) in der gemeinsamen Mitte (Basis), ein NPN-Transistor umgekehrt mit den Anoden (Plus-Pol) der Dioden in der Basis:
Am häufigsten werden wir auf npn-Typen stoßen!
Es gilt also, 2 Dioden zu finden. Dieses geht gut mit einem ganz einfachen Zeigerinstrument:
Trick 1: Wie auf dem Bild gezeigt, wechselt man die Prüfclips. Oder: Das ROTE Kabel steckt in der (-)-Buchse des Messgeräts, das SCHWARZE Kabel in der (+)-Buchse des Geräts. Das ist zur üblichen Steckweise umgekehrt! Grund: Bei Widerstandsmessungen an Zeigerinstrumenten fließt 'Plus' aus der (-)-Buchse heraus und fließt dann in die (+)-Buchse hinein, ganz wie bei normalen Messungen, bei denen 'Plus' immer in die (+)-Buchse fließt. Das ROTE Kabel ist deshalb jetzt (+), das SCHWARZE (-) Auf alle Fälle repräsentiert der rote Clip "P" und der schwarze "N". Trick 2: Wir markieren unseren Transistor so, dass wir ihn später auch wiederfinden. (Filzstift, Kratzer, Aufkleber, ...) |
Und jetzt beginnen wir mit der Typ-Bestimmung:.
Wir biegen die Beine auf und bringen sie in eine Linie. Dann benennen wir die Beine 1, 2, und 3, z.B. von Rechts nach Links oder umgekehrt. Und dann messen wir mit einem Widerstandsbereich 'x 1k' oder 'x 10k' los, indem wir erst einmal Bein 1 auf (-) legen (Schwarz) und dann mit dem (+)-Kabel (Rot) Bein 2 und dann Bein 3 anfassen.
Es gibt jetzt drei Möglichkeiten:
Zusammenfassung: Wir vertauschen die Messspitzen an den Transistorbeinchen solange, bis wir eine Situation erreicht haben, bei der eine Messspitze am Beinchen bleibt und wir die andere Messspitze an jedes der freien Beinchen anschließen können und immer Durchgang besteht. Ist die ruhende Messspitze Rot, und Rot ist unser (+)-Pol, dann haben wir einen npn-Transistor vor uns. Ist es die schwarze Messspitze, dann ist es pnp-Transistor! Vertauschen wir Plus und Minus, dann darf keine der Vertauschungen leiten. Messen wir trotzdem Durchgang, dann ist der Transistor defekt, oder es ist kein 'normaler' Transistor. |
OK,
jetzt wissen wir, ob wir einen npn- oder pnp-Transistor vor uns haben,
und wir kennen das Beinchen mit dem Basis-Anschluss. Aber wo sind
Emitter und Kollektor? Das können wir auch recht schnell ermitteln, und
dazu lassen wir das Basis-Beinchen erst mal unbeschaltet und in Ruhe.
Die beiden anderen Beinchen sind jetzt erst mal die Nicht-Basis-Beinchen NBB.
Wenn wir jetzt die beiden NBBs an das Messinstrument anlegen, dann
sollte es in beiden Richtungen sperren! Wenn nicht, ist der Transistor
nicht ganz OK. Nun, zum Bestimmen des Kollektor- und Emitter-Anschlusses machen wir von der Eigenschaft Gebrauch, dass ein kleiner Basisstrom einen viel größeren Kollektorstrom hervorruft. Das soll durch die gelben Pfeile im Bild dargestellt werden. Und diesen kleinen Basisstrom können wir dadurch erzeugen, dass wir mit einem Finger das Kollektor- mit dem Basisbeinchen über eine Hautstrecke verbinden (nicht die Beinchen mit sich selbst metallisch verbinden!). Das soll durch den gestrichelt gezeichneten Widerstand angedeutet sein. Wir bringen jetzt die Plus-Klemme an einem der NBBs an, und die Minus-Klemme am anderen NBB. Haben wir einen npn-Transistor vor uns, dann versuchen wir mal, mit dem Mittel- oder Ringfinger das NBB, an dem wir Plus angeschlossen haben, mit dem Basis-Beinchen kurzzuschließen. Bewegt sich der Zeiger im Messgerät? Nein? Dann müssen wir wieder mal (+)- und (-)-Anschluss an den NBBs vertauschen und von dem anderen Plus-Beinchen die Sache mit dem Finger versuchen. Ein eindeutiger Ausschlag des Messinstruments sollte festzustellen sein. Dann ist das Beinchen mit der (-)-Klemme der Emitter und das Beinchen mit der (+)-Klemme der Kollektor. Haben wir einen pnp-Transistor bestimmt, so läuft die Suche nach Emitter und Kollektor umgekehrt ab, d.h. wir müssen von dem Beinchen mit der (-)-Klemme aus zum Basis-Beinchen mit dem Finger eine Brücke bilden. |
Prüfung des Durchgangs mit dem "x10k"-Widerstandsmessbereich zwischen Basis (rot, plus) und Kollektor (schwarz, minus) eines npn-Transistors |
Detail: Anschluss der Messklemmen am zu prüfenden Transistor, in diesem Fall ein npn-Typ (Ausschnitt aus dem Bild links). N liegt am Emitter (oder Kollektor, s. u.) und P an der Basis. |
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| Bestimmung des Kollektor-Beinchens an einem npn-Transistor. Die mit dem Finger gebildete Brücke ist ansatzweise rechts zu sehen. |
Schwarz: Emitter-Beinchen; Rot. Kollektor; Das Basis-Beinchen hängt 'in der Luft' und wird nur über den Finger mit Plus (= Kollektor-Beinchen, rot) verbunden. |
Haben wir ein digitales Instrument, so ist wegen der hohen Eingangsempfindlichkeit eine leicht andere Arbeitsweise erforderlich. |
Die allermeisten digitalen Messgeräte verfügen über einen Durchgangsprüfer, der mit einem Diodentest kombiniert ist. Gekennzeichnet ist dies mit einem Diodensymbol, entweder als eigenes Auswahlfeld, oder auch kombiniert mit dem kleinsten Widerstandsmessbereich, meist 200 Ω, oder 400 oder gar 600, je nachdem, wieviele Zählstellen das Instrument hat. Bei manchen kann man noch in der Anzeige zwischen V und Ω auswählen, hier ist dann V einzustellen. Fehlt dem Instrument dieser Diodentest, müssen alle Messungen mit der Spannungsquelle durchgeführt werden, wie weiter unten beschrieben. Die Messleitungen sind normal einzustecken, die schwarze bei COM-, die rote in die "+"-Buchse. Das Gerät prägt jetzt einen Strom, meist ca. 1 mA, vom Plus-Anschluss auf den Minus-Anschluss auf. Beginnt man dann mit der Prozedur des Beinchenermittelns durch Vertauschen, dann wird entweder kein Durchgang angezeigt (das variiert wieder von Gerät zu Gerät mit 1. oder O.L. (Off Limits)) oder es wird eine Zahl angezeigt, die die Durchgangsspannung in mV darstellt. Bei Siliziumtransistoren liegt diese im Bereich von 550 mV bis 750 mV, ein Wert, der mehr vom aufgeprägten Strom und damit vom Messgerät als vom Transistor abhängt. Bei Germaniumtransistoren ist dieser Wert deutlich kleiner, 200 mV und weniger. Man kann damit sehr einfach die Typbestimmung npn oder pnp durchführen und die Beinchenbelegung ermitteln. Und das sogar meist bei Transistoren im noch eingelötetem Zustand in der stromlosen Schaltung(!), soweit man die Beinchen erreichen kann. Stellt man hier eine weitgehend gleiche Durchgangsspannung von der Basis zum Emitter und zum Kollektor fest, und umgekehrt einen Nichtdurchgang, dann kann man in erster Näherung davon ausgehen, dass der Transistor noch in Ordnung ist. Den oben beschriebenen Weg zum Auffinden von Kollektor und Emitter kann man im höchsten Widerstandsbereich versuchen. Das ist meistens der 2000 kΩ (= 2 MΩ) Bereich. Man geht genauso vor wie oben bechrieben. Kann man auf diese Weise nicht ermitteln, wo Emitter und Kollektor ihr Beinchen haben, oder ist sich nicht sicher, dann geht das nur mit Hilfe eines Widerstands und einer Hilfsspannungsquelle, wie weiter unten gezeigt. |
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Manche digitalen Instrumente verfügen über eine Transistor-Prüfbuchse, die meist am Auswahlschalter über hFE aktiviert wird. Das nebenstehende Prinzipschaltbild zeigt die Funktion: Die mit ???k bezeichneten Widerstände sind hochohmig (220k oder mehr) und erlauben einen Stromfluss wie der dünne gelbe Pfeil in der obigen Skizze zur Ermittlung des Emitter- und Kollektorbeinchens. Der erzeugte Strom wird gemessen und angezeigt. Da der Wert der Widerstände nicht standardisiert ist und die Interpretation des gemessenen Stroms von Gerät zu Gerät differieren kann, sind angezeigte Werte verschiedener Geräte nicht vergleichbar. Hat man den Typ (npn oder pnp) ermittelt, dann kann man versuchen, durch vertauschendes Einstöpseln in der passenden Seite eine Zahl in der Anzeige zu erreichen. Die Buchse zeigt auch die gängigen Belegungen: E-B-C oder B-C-E, d. h. der Kollektor kann in der Mitte liegen. |
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Verfügt das benutzte
Gerät nicht über diese Prüfbuchse und es klappt nicht mit dem höchsten
Widerstandsmessbereich, dann kann man
die Emitter- und Kollektorbeinchen mit der Hilfsbatterie ermitteln: |
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O | Zum Auffinden des Emitter- und Kollektorbeinchens brauchen wir eine
externe Stromquelle, z.B.
eine 9V-Blockbatterie, ein Netzteil, oder was
wir sonst so finden können. Ein Widerstand von 10k bis 22k (hier
gewählt: 10k) begrenzt den Strom, das Messgerät wird im
20mA-Bereich betrieben. Die rechts gezeigten Kabelenden sind unsere
Messspitzen wie bei der Arbeit mit dem Zeigerinstrument. Näheres kann
man nebenstehenden Foto entnehmen: Oben rechts die Blockbatterie. Vom deren Pluspol geht das rote Kabel zum Widerstand. Von dort geht es über die schwarze Messklemme und deren Kabel in den (+) Anschluss des Messgeräts, von (-) oder COM des Messgeräts geht es an die rote Messklemme, die den Plus-Pol zum Messen darstellt. Das schwarze Hilfskabel geht links unten in den Minuspol der Batterie zurück und ist deshalb der Minus-Pol für unsere Messungen. Der Widerstand darf unter keinen Umständen beim Messen überbrückt oder kurzgeschlossen werden, weil im Falle eines Durchgangs sonst die volle Batteriespannung über der Diode liegt, die davon unweigerlich zerstört wird. Es fließt dann zu viel Strom! Konnte die Beinchenbelegung bereits über den Diodentest ermittelt werden, kann jetzt mit dem Fingertest der Kollektor gesucht werden. |
Version: 2.6 Copyright: Rolf Süßbrich, Dortmund, 27.01.2023 |