Auch
Funkuhren haben kein ewiges Leben. So vergaß vor Jahren eine
digitale Multifunktionsuhr (Innen- und Außenthermometer, Funkuhr,
Wecker, …) plötzlich, eine Funkuhr zu sein. Öffnen und
nachschauen, ob vielleicht eine kalte Lötstelle die Ursache sein
könnte, blieb ohne Erfolg. Aber sie läuft als "normale" Quarzuhr weiter, muss eben gestellt werden.
Aber
auch Funkuhrwerke mit Zeigern können ihre Funktion verlieren. Im
vorliegenden Fall blieb die Uhr einfach stehen, auch ein
Batteriewechsel half erst einmal nicht. Als Versuch wurden die
Kontaktfahnen der Batteriehalterung etwas aufgebogen, mit Erfolg,
nach dem Wiedereinlegen der Batterie fing der Sekundenzeiger an zu
springen. Bis dann an der Batterie gewackelt wurde und die Uhr wieder
stehen blieb. Es musste also ein Wackelkontakt an den
Batteriekontakten vorliegen. Einen Wackelkontakt kann man leicht
beheben. Liegen aber Komponentenfehler vor, wird eine Reparatur mit
"normalen" Mitteln fast unmöglich.
Die hier beschriebene Instandsetzung gilt für das Funkuhrwerk 762, für andere muss ähnlich vorgegangen werden.
Aber wie setzt man ein zerlegtes Funkuhrwerk wieder richtig und korrekt zusammen?
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Ein einfaches Funkuhrwerk ist mechanisch mit einem üblichen Quarzwerk weitgehend identisch. Aufwändigere Funkuhrwerke haben aber zwei Motoren, der Stundenzeiger wird von einem dedizierten Motor angetrieben, der Stellvorgang wird dadurch wesentlich beschleunigt. Bei einem Funkuhrwerk fehlt aber das Rädchen zur Uhrzeiteinstellung, denn die Uhrzeit wird vom eingebauten Controller aus den Signalen des Senders errechnet und die Zeiger werden entsprechend gestellt.
Dazu muss der Controller aber den aktuellen Zeigerstand ermitteln können! Zur Batterieschonung läuft das nun nicht kontinuierlich. Gelöst wird dieses Messen durch eine Lichtschranke. Im Werk sind auf einer Welle die Zahnräder des Stunden-, Minuten- und Sekundenzeigers, die alle eine gleiche Bohrung auf demselben Radius haben. Es ist leicht einzusehen, dass dann nur um 12:00:00 diese Bohrungen hintereinander stehen und einem Lichtstrahl Durchgang erlauben. Das nur eine Loch im Stundenrad hat aber erhebliche Nachteile bei der Zeitumstellung. Diese wird Nachts zwischen 2 h und 3 h geschaltet und muss bewirken, dass die Uhr um eine Stunde vor oder eine Stunde zurückgestellt wird. Das letztere wird durch eine Vorstellung um elf Stunden bewirkt, da der Antriebsmotor nicht rückwärts drehen kann (s. Details des Quarzwerks). Es müssen also mehrere Bohrungen im Stundenrad eingebracht sein, Details s. unten.
Das Werk läuft im Normalzustand als freies Quarzwerk mit einem leichten Vorlauf. Läuft dann die volle Stunde vorbei, dann hält der Controller das Werk für die Synchronisierung eine kurze Zeit an, bis das Funksignal die genaue Zeit für den Sprung auf die Sekunde 1 angibt. Die nächste Synchronisierung erfolgt dann frühestens 3599 Sekunden später. Der Funkempfang ist ausgeschaltet, der Controller wird 3 Minuten vor der anstehenden Synchronisierung den Funkempfang wieder einschalten, um den Stundendurchgang steuern zu können. In der Regel muss ein Funkwerk mindestens zwei Minuten das Zeitdatagram empfangen haben.
Die
Lichtschranke kann auf zwei Arten aufgebaut sein:
Die Lehren werden vorsichtig gezogen, die Räder dürfen dabei nicht mit nach oben rutschen
(!),
und dann wird die hintere Gehäusehälfte aufgedrückt. Dabei etwas
ruckeln, damit die Wellen der Zahnräder korrekt in die Trichter der
Lager finden. Schmierung? Eigentlich nicht erforderlich, allenfalls
werden die Lager mit homöopathischen Gaben von Silikonfett
angefeuchtet.
Abschließend
müssen noch die Antriebsspule und die Drähtchen der Antenne wieder
verlötet werden. Eine spitze Pinzette ist dabei hilfreich.
Den Sekundenzeiger nur leicht aufstecken und die Batterie einlegen. Das
Werk sollte losrattern, am besten stellt man es auf die Kante eines
Tischs oder Regalbretts und wartet, bis der Zeiger stehen bleibt. Dann
ist die erste volle Stunde erreicht, für die im Stundenrad eine Bohrung
vorhanden ist. Die Batterie herausnehmen, den Sekundenzeiger abnehmen
und den Stundenzeiger auf eine volle Stunde setzen. Den Sekundenzeiger
wieder aufsetzen und die Batterie einlegen. Werk wieder auf die Kante
setzen und laufen lassen.
Nach
einer Weile bleibt das Werk wieder zur vollen Stunde stehen, für ca 6
Sekunden. Dann sollte der Sekundenzeiger im Sekundentakt anfangen zu
springen. Das ist ein Zeichen für Funkempfang, bleibt er stehen, wird
nichts empfangen. Ursache können sein: Empfangsteil im Werk defekt oder
Störungen durch elektronische Geräte (PC, Schaltnetzteile, anderes
Funkwerk (!), Handy, ...). Ggf. einen anderen Ort im Raum in
Fensternähe suchen.
Das Ticken sollte nach 2 - 3 min in den schnellen Vorlauf umschlagen, der lange dauern kann, weil jede Stunde ca. 2 min in Anspruch nimmt. Irgendwann sollte das Werk dann normal ticken. Der Stundenzeiger steht sehr wahrscheinlich verkehrt. Sitzt er nicht zu fest, kann man ihn auf die richtige Stellung schieben, bei laufender Uhr.
Das Werk mehrere Tage beobachten. Zeigt der Stundenzeiger immer korrekt? Kommt es während der Beobachtung zu unerwartet schnellen Vorläufen, dann ist die Lichtschranke zur vollen Stunde nicht richtig frei, der Versatz von nur einem Zahn kann reichen. Abhilfe: Werk wieder öffnen, die Lehren einstecken und das Räderwerk erneut zusammensetzen, wie oben als letzter Punkt beschrieben.
Läuft
das Werk ohne Probleme, dann nimmt man die Batterie heraus, markiert
die korrekte Ausrichtung des Stundenzeigers vor dessen Abnahme mit z.
B. einem Nadelstich in die Stundenachse, zieht die Zeiger, baut das
Werk in die Uhr ein und legt die Batterie wieder ein. Es setzt das
bereits bekannte Spiel ein, aber jetzt kann man beim ersten Anhalten
den Stundenzeiger korrekt auf die richtige volle Stunde, den Minuten-
und Sekundenzeiger auf 12 stecken. Dreht man dann den Sekundenzeiger
ca. 15 sec zurück und setzt die Batterie ein, dann sollte man sofort
prüfen können, ob er dann korrekt auf 12 stehen bleibt und kann ggf.
korrigieren.
Mein Werk läuft jetzt seit einigen Wochen wieder korrekt.
Version: 1.02 Copyright: Rolf Süßbrich, Dortmund, 19.05.2018 |