Durchmesser ca. 34 cm, Baujahr: wahrscheinlich 1960er Jahre (oder älter)
Nebenuhr einer Uhrenanlage.
Originalzustand: Zifferblatt Messing (poliert und mit
Klarlack lackiert), schwarzer Aufdruck der Ziffern und Minutenskala,
mattschwarze, mit Optiklack gestrichene Zeiger, restliche
Gehäuseteile aus Stahlblech. Außenlackierung: braun.
Neben- oder gar Hauptfunktion der Uhr war eine Personenrufanlage.
Hinter den schwarzen Punkten an den Ziffern (jetzt mit schwarzem
Fotokarton hinterklebt) waren (rote) Lämpchen angebracht. Man sieht die
Durchführungen dafür auf der Rückseite.
Inzwischen ist auch eine Platte der Personenrufanlage aufgetaucht. Für
jede Ziffer von 1 bis 9 ist jeweils eine rote Lampe (60 V / 20 mA)
vorhanden. Damit lassen sich 29 - 1 = 511 verschiedene personenbezogene Kombinationen anzeigen. Ein Summer machte auf die Anzeige aufmerksam (nicht mehr vorhanden).
Die Uhr wurde aus einem Schrottcontainer gefischt. Leider war das
gewölbte Glas schon gebrochen und nicht mehr zu kleben.
Gewölbte Gläser mit 330 mm Außendurchmesser werden nicht mehr
hergestellt. Sonderanfertigungen ggf. lieferbar (Angebot im Internet:
10 h à € 53,-- ). Der Glaser, der mir dann ein planes Rundglas
(aus 2
mm Bilderglas) für ca. € 9,-- anfertigte, bot ein als
Sonderanfertigung hergestelltes gewölbtes Glas für ca. € 110 an. Das
Planglas musste durch Distanzbleche um 7 mm angehoben werden, um den
Minutenzeiger nicht zu berühren.
Zustand des Werks. Ansteuerung war unbekannt. Schwergängig. Offenbar
verharzte Schmiermittel. Werk ließ sich problemlos demontieren, da nur
Schraubverbindungen vorhanden, reinigen und neu zusamensetzen.
Nach einigem Tüfteln notwendige Ansteuerung gefunden: Uhr (Motor) verhält sich
wie ein bistabiles Haft-Relais. Auf einen +12 V Impuls muss ein -12 V
Impuls folgen, und zwar im Abstand von einer Minute. Dieses wird Ansteuerung durch Polwechselimpuls genannt. Der Uhrenmotor kann mit 12 V oder 24 V betrieben werden und wurde auf 12 V eingestellt.
Die
Rolle der Mutteruhr übernimmt eine Oszillator/Zähler/Treiberschaltung(Details)
aus einem IC 4060 mit 32,768
kHz Quarz. Die am Ausgang abgelieferten 2 Hz werden dann erst durch 15
und dann
durch 16 (2 x IC 4526) geteilt, was die erwünschte Schwingung mit
einer Periode T=120 s liefert. Der gesamte linke Teil läuft mit 4,5 V wegen des deutlich geringeren Stromverbrauchs.
Am
Zählerausgang übersetzt ein Transistor die Information auf 15 V.
Als Treiber dient ein
(zweckentfremdeter) 7555 oder ein anderer 555 in, wegen des
geringeren Stromverbrauchs, CMOS-Ausführung (z.B. TS 555), aber 18 V (!) maximaler Betriebsspannung.
Interessant ist hier nur die Endstufe des ICs als Schalter zwischen V+
und V-. Es schaltet die Plus-Elektrode des Koppelkondensators
von 470 µF und dadurch wird der Uhrenmotor mit den notwendigen
Impulsen versorgt. Der 1000 µF
Kondensator dient als Spannungspuffer für das Laden des
Koppelkondensators. Ein brauchbarer Mutteruhrersatz.
Als wohl preiswerte
Stromversorgung dienen zehn 1,5 V Batterien. Diese liefern eine
Leerlaufspannung von ca. 15,9 V, was einen LMC555. der nur für eine
maximale Arbeitsspannung von 15 V zugelassen ist, nach einer
Weile zu spektakulärem Platzen veranlasste.
Die verfügbare Laufdauer mit dem ersten Satz Batterien betrug 13
Monate. Dann begann die Uhr deutlich nachzugehen. Nach dem Austausch
der Batterien zeigten sich (logischerweise) jene drei Batterien, die
auch die Schaltung versorgten, mit einer Restspannung von 1,18 V
erschöpfter als die restlichen sieben mit 1,22 V. Zur besseren
Ausnutzung der Batterien wurden bei der Zeitumstellung jeweils drei
Batterien von "oben" mit den unteren drei
ausgetauscht. Die Laufdauer hat sich damit auf 18 Monate verlängert.
Als letzte Maßnahme wurden die drei Batterien zur Spannungsversorgung
des Mutteruhrersatzes auf Baby (C) Typen umgesetzt. Die
Laufdauer des gesamten Batteriesatzes (3 x C, 7 x AA) ist damit größer als drei Jahre. Eine
Spannungsversorgung über ein Netzteil kommt nicht in Betracht, die Uhr
hängt an einem Ort, der keine Kabelzuführung gestattet.
Die Fehlgang der Uhr betrug nach wochenlanger Beobachtung und
Nachtrimmen letztendlich 20 sec zwischen den Zeitumstellungen. Das
wird als hinreichend genau betrachtet.