Wie prüft man, ob "vergoldete" Stecker echt vergoldet sind?

Die Angaben erfolgen nach besten Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr! Sicherheitshinweise auf den Etiketten der genannten Chemikalien beachten!

Es gibt in der Elektronik oft Teile von Steckverbindungen (Stecker, Buchsen, usw.) die blank oder in edlerer und teurerer Ausführung "vergoldet" angeboten werden. Die Vergoldung verspricht minimale Übergangswiderstände bei langem Bestand gegen Korrosion.

Ich zitiere mein Chemiebuch:
Gold, Chemische Eigenschaften: Als sehr edles Metall ist Gold an der Luft, auch in der Hitze, vollkommen beständig. Von verdünnten und konzentrierten Säuren - mit Ausnahme von Königswasser - wird es nicht angegriffen. ... Auch Alkalihydroxide in Lösung oder in geschmolzenem Zustand wirken auf Gold nicht ein. ...
Hofmann, Rüdorf:  Anorganische Chemie, 29. Aufl.

Zu gut Deutsch: Man muss schon mit sehr, sehr aggressiven Mitteln anrücken, um Gold angreifen zu können. An diese kommen wir im Alltag nicht heran. Gegen übliche Belastungen durch Umwelteinflüsse ist Gold stabil. Sehr stabil! Siehe die vergoldeten Dächer auf asiatischen Tempeln und anderen sakralen Bauten.

Wie kann man z. B. einen gekauften F-Stecker auf eine echte Vergoldung prüfen?

Dafür benötigt man entweder

1. Natriumpersulfat. Elektronikbastler, die eigene Platinen ätzen, haben das im Haus

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2. Haushaltschlorreiniger und Essigessenz.
Chlorreiniger (auch Eau de Chavel genannt) wird bei den Reinigungsmitteln angeboten und enthält ein paar Prozent (2 - 5 g / 100 g) Natriumhypochlorit. Die Angabe auf meiner Flasche, Eigenmarke einer großen Handelskette: 2,54 g Natriumhypochlorit / 100 g Flüssigkeit.
Essigessenz ist eine wässerige Lösung von Essigsäure mit einer Konzentration von 28 % Säure.

Das notwendige Chemielabor für Methode 1 ist ein Glasschüsselchen mit einem kleinen Messbecher als Reagenzglas:


Bild 1 zeigt den zu testenden Stecker, der noch in dem Plastiktütchen steckte, in dem er vor vier Jahren geliefert wurde. Er war noch nicht angelaufen wie jener, der diese Zeit an unserem Fernsehgerät verbracht hat. Er wurde etwas angefeilt, es ist deutlich zu sehen, dass eine Beschichtung vorliegt und der Stecker nicht aus massivem Messing hergestellt wurde, sondern aus Zink (-druckguss) besteht.

Bild 2 ist ein 20 ml Messbecher, der einst auf einem Fläschchen Hustensaft steckte.

Bild 3 ist das "Labor" für Methode 1, ein Glasschälchen, in dem der kleine Messbecher steht, in dem wiederum der Stecker hochkant steht.

Für die Prüfmethode 1 wird in den Messbecher eine kleine Menge (2 - 5 ml) warmes Wasser gefüllt und ein paar Kristalle, die berühmte Messerspitze, an Natriumpersulfat hinzugefügt. Ins Glasschälchen wird etwas warmes Wasser gefüllt, der Messbecher eingesetzt (er sollte nicht schwimmen) und dann wird das Testobjekt eingesetzt. Das geht am besten mit einer Spitzzange oder Pinzette. Jetzt schaukelt man etwas am Schälchen, ohne den Stecker umzukippen. Und wartet einige Sekunden bis zu einer Minute. Das Natriumpersulfat gibt Sauerstoff ab, das Metall wird durch Sauerstoff angelöst.

Für die Prüfmethode 2 werden maximal nur 2,5 ml Chlorreiniger eingefüllt, das Testobjekt zugegeben und dann, von Nase und Gesicht entfernt, eine kleine, maximal dieselbe Menge Essigessenz zugegeben. Denn es sprudelt heftig auf, fast eine kleine Explosion, die um so heftiger wirkt, je mehr Masse beteiligt ist. Diese Fast-Explosion ist genau der Grund, warum mein Chemielehrer bei der Vorführung solcher Experimente immer ganz lange Arme bekam, und warum man keinesfalls große Mengen dieser beiden Flüssigkeiten zusammenbringen darf, auch weil sich schlagartig elementares Chlor bildet, was in größeren Mengen giftig ist. Hier wird das Metall durch Chlor angegriffen. Wer vorsichtig ist, trägt hierbei eine Schutzbrille. Das Kupfer wird schon nach wenigen Sekunden sichtbar.

Und hier die Ergebnisse:

Bild 4 zeigt den Stecker nach dem Test mit Methode 1: Der Teil, der im Natriumpersulfatbad stand, zeigt massive Kupferspuren in diesem Bereich.

Bild 5 zeigt den ganzen Stecker, der bei der Ausführung von Methode 2 umkippte. Deshalb sieht der ganze Stecker jetzt verkupfert aus.

Beide Test zeigen: Eine Beschichtung mit Gold liegt nicht vor, die Teile sind nur "vergoldigt".

Das belegt Bild 6: Ein verlorenes Smartphone, das wiedergefunden wurde, nur leider war es unter Autoräder gekommen, wurde neugierig zerlegt. Auf der Platine (s. rechts) fiel auf, dass alle Kupferflächen vergoldet sind. Eine kleine Fläche (Bild 6) wurde von der Platine getrennt und der Methode 2 unterworfen, und zwar fast 60 s! Keine Verfärbung, diese Vergoldung ist echt. Oben vor, unten nach der Prozedur. Keine Spuren von Beschädigung (die Punkte sind getrocknete Wassertröpfchen.). Die Testlösung 2 kann bei längerer Einwirkung sogar Gold angreifen, das ist in den 60 s aber nicht geschehen.

Anmerkung: Das "Gold" am Stecker ist sehr wahrscheinlich ein durch Nickel "veredeltes" Messing (Kupfer-Zink-Legierung). Diese speziellen Legierungen werden für die Herstellung goldglänzender Dekorationsartikel hergestellt. Nur geeignet für Spielzeug und Karnevalsorden.


Aber nicht für der Witterung ausgesetzte Teile, Die Überwurfmuttern der angeschraubten F-Stecker waren mit einem Klebeband gesichert, das den Zutritt von Wasser und Luft wohl abgehalten hat. Auf dem Abzweig hat das nur eingeschränkt genutzt, oben sieht man aufgeblühtes Zink, dort muss Feuchtigkeit ins Gewinde eingedrungen sein. Das alles nach nur einem Jahr im Freien.

Wird überall geschwindelt? Nein! Diese Steckverbinder werden bei meinem Versender als vergoldet bezeichnet. Eine Buchse und eine Kontaktfeder wurden gezogen, s. rechts oben. Der vorverzinnte Teil des Pins wurde abgeschnitten, um das Lötzinn aus dem Prüfprozess heraus zu halten. Danach konnte man sehen, das dieser aus massivem Messing besteht.

Nach der Prüfmethode 2 und knapp 2 Minuten Dauer(!) sehen die Teile wie rechts unten aus. Gut! Keine großflächigen Kupferflächen zu sehen. Gold liegt vor! Was in den Punkten dunkel herauskommt, z. B. an der Lötfahne der Kontaktfeder, ist Kupfer. Aber das sind Verletzungen an der dünnen Vergoldung durch das Anfassen mit einer Flachzange zum Herausziehen aus der Kunststofffassung. Fragt sich nur, wie die Federn an den Kontaktfächen aussehen, wenn die Steckverbindung ein paar mal gezogen und wieder geschlossen wurde. Ob da noch Gold hängen bleibt?


Die gezeigten Tests lösen das unedlerer Zink und Nickel aus der Legierung, das edlere Kupfer bleibt zurück. Der Test ist aussagekräftig. Auch technisches Messing CuZn37 F38 wird von Methode 1 erkannt, das Probestückchen zeigt nach einer Weile eine Kupferspur.

Wer beschummelt uns da? Wahrscheinlich nicht der verkaufende Händler und vorgeschaltete Großhändler, den alle werden diese Teile als "vergoldet" angeboten bekommen und entsprechend weitergeben. Das Schlitzohr dürfte der Hersteller sein, der seine Produkte falsch bezeichnet, in der Hoffnung, das die Schummelei nicht auffällt. Bis man doch dahinter kommt!

Der Chlorreiniger ist langfristig nicht stabil, weil sich das Hypochlorit abbaut. Er lässt sich aufbrauchen nach der Anleitung auf dem Etikett als Desinfektionsmittel im Bad oder auch als Bleichmittel für hartnäckige Flecken in weißer Wäsche. Achtung: Farbige Wäsche wird kräftig gebleicht! Das sieht man auch an Tropfen auf der Kleidung, z. B. Jeans. Die Essigessenz hält lange und kann im Verhältnis 1:4 verdünnt als normaler Speiseessig aufgebraucht werden. Oder zum Entkalken benutzt werden.

Dank an Robert F. in Österreich, der mich durch eine Reaktion auf die Seite über die Einrichtung einer Satellitenantenne auf diese Problematik aufmerksam machte und Erkenntnisse beisteuerte..

Version: 1.4 Copyright: Rolf Süßbrich, Dortmund, 06.03.2021