SSD immer schneller als HDD?
Gibt es einen Unterschied zwischen SATA und SATA III Kabeln? Ja!
Ein Bericht.


Das Innenleben meines PCs ist ca. 5 Jahre alt. Die beiden M2-NVM-Anschlüsse sind belegt (250 GB (C:) und 500 GB (z.T. Ubuntu-Linux) und im Gehäuse waren 3, jetzt sind 4 Platteneinschübe gefüllt, davon einer mit einer 250 GB SSD mit SATA III-Anschluss.

Eine der 3 Platten ist eine wahrscheinlich 8 Jahre alte WD-2 TB-Platte, auf der u. a. auch meine gesamtem Bilddaten aus 23 Jahren liegen.  Deshalb gucke in Abständen von einigen Wochen die SMART-Daten an und es werden keine Probleme gemeldet.

Trotzdem tauchte vor Monaten ein Problem auf: Die Platte war im laufenden Betrieb plötzlich weg, weder im Explorer noch in der Datenträgerverwaltung tauchte sie noch auf. Auch ein Reboot half nicht, selbst danach war die Platte im BIOS nicht mehr bekannt. Mit über 45 Jahren Erfahrung mit spinnenden Computern ist das ein Indiz für Kontaktprobleme in Steckverbindungen. Also den PC aufgemacht, die SATA-Stecker am Laufwerk gezogen und wieder aufgesteckt und siehe da, die Platte war dem System wieder bekannt! Aber nur für eine Zeit von Wochen bis Monaten, dann war der Fehler wieder da.

Nachdem in der letzten Woche plötzlich das Laden von Dateien von der SD-Karte nicht korrekt durchlief (einige JPGs waren defekt, der Rahmen war noch da, aber nur das obere Viertel des Bilds) habe ich mich durchgerungen, ein neues Laufwerk zu kaufen, wieder eines von WD wegen der gutem Erfahrungen, diesmal 4 TB. Dieses in den vorletzten freien Slot gesteckt, die Anschlüsse von der SATA-SSD umgestöpselt auf die neue Platte, in der Datenträgerverwaltung einen Laufwerksbuchstaben zugeordnet und die Platte war im Explorer verfügbar. Mit H2Testw die Übertragungsraten gemessen und gesehen, dass diese nur unwesentlich schneller waren als mit der alten Platte.Die Werte liegen deutlich unter den später gesehenen Transferraten!

Nun benutze ich keine EBV-Programme mit eigener Katalogverwaltung und kann deshalb Bilddaten oder ganze Verzeichnisse beliebig mit dem Betriebssystem (Explorer & Co.) durch die Gegend schieben ohne mir Probleme einzuhandeln. Aber mit dem Explorer hatte ich in der Vergangenheit beim Verschieben großer Datenmengen (mehrere GB mit Tausenden an Dateien) Probleme bekommen, der Move brach ab, weil der Explorer eine UnDo-Liste füllt, die dann wohl überläuft. Also bin ich mit Robocopy ans Werk gegangen, um den kompletten Inhalt der alten Platte auf die neue zu kopieren.
Nach ein paar Problemen mit hiddrn Directories (z. B. System Volume Information) und deren Ausschluss lief der Prozess an. Im TaskManager war zu sehen, mit welcher Datenrate transportiert wurde und das erlaubte, die Dauer abzuschätzen, ca. 6 h! Es war ca. 22:00, deshalb wurde in den Energieoptionen „Ausschalten des Rechners“ auf „Niemals“ gesetzt. Am nächsten Tag gegen 4:00 war der Prozess durchgelaufen. RoboCopy zeigt am Ende eine Statistik an, in der auch die erreichte Transferrate angegeben wird. OK, dachte ich, alles kopiert. Die Kabel an der neuen Platte wurden auf das ursprüngliche Laufwerk zurückgesteckt und die von der alten auf die neue Platte umgesteckt und der PC wieder eingeschaltet.

Der benutzte Robocopy-Befehl für das Kopieren eines ganzen Laufwerks in einem cmd-Fenster ist:

robocopy F: P: /E /tee /R:1 /W:1 /XD F:\$RECYCLE.BIN F:\Recovery\ "F:\System Volume Information\" /xa:H /LOG:G:\logRbCopy.txt

Zu den Parametern siehe die verlinkte MS-Seite. Die Benutzung der /LOG Datei ist optional, aber zu enpfehlen. Die Laufwerksbuchstaben sind anzupassen.

In eines der Bilderverzeichnisse auf der neuen Platte per Explorer gegangen und ein Bild in die EBV geladen. Etwas damit rumgespielt und es sollte jetzt mit einem veränderten Namen in dasselbe Verzeichnis gespeichert werden. Das „Save“-Fenster zum Eintippen des neuen Namens ging noch auf aber hing mit einer „No Response“ Meldung. Und im Explorer war das Laufwerk nicht mehr vorhanden!

Aha: Es hängt am Kabel! In den letzten Jahren hatte ich zwei Mal andere PCs aufgebaut mit ASRock-Mbs, denen je ein Tütchen mit zwei SATA-Kabeln beigelegt waren. Ich ging davon aus, dass diese per se SATA III geeignet sind, denn auf dem MB sind SATA III Buchsen. Von diesen Kabeln hatte ich bereits eines in meinen PC gesteckt und die alte Platte damit angeschlossen, in der Meinung, neue Kabel sind immer besser und die gelegentlichen Probleme mit dem Verschwinden der Platte könnten verschwinden, was auch erst einmal der Fall war.

Beim genaueren Anschauen der Kabel ist zu sehen, dass das für’s Kopieren umgesteckte Kabel in der Beschriftung eine Angabe SATA III hat, die den MBs beigelegten Kabel aber nur SATA ohne III tragen! Wirft man das Web an. um zu lernen, ob es da wirklich Unterschiede gibt, findet man in diversen Foren die nassforschen Aussagen, dass es keinen Unterschied zwischen beiden Ausführungen gäbe. Mechanisch mag das stimmen, elektronisch aber wohl nicht! Für meinen Teil dachte ich immer, dass die federnde Lasche an den Steckern der SATA-Kabel ein Indiz für SATA III seien. Ist wohl nicht so, denn ein anderes Kabel in meinem PC, an dem seit Jahren eine 1 TB-Disk angeschlossen ist, hat auch die Laschen, ist aber nur einfach mit SATA beschriftet. Von diesem Kabel war noch ein gleiches in meiner Vorratskiste und ersetzte jetzt das offenbar fehlererzeugende Kabel.. Außerdem hatte ich am CD-ROM-Laufwerk ein „schnelles“ Kabel verbaut, was nun zum Anschluss der alten Platte benutzt wird und das CD-ROM Laufwerk ist mit einem der „langsamen“ Kabel angeschlossen. Die Datenrate dieses Laufwerks beträgt nur 150 MB/s, dafür reicht das Kabel aus. Mit Erfolg: Die alte und die neue  Platte sind stabil im Rechner, Daten von CDs und DVDs lassen sich ohne Problem lesen.

Nun wollte ich wissen, ob das Einsetzen und Umstöpseln der Kabel eine Einfluss auf die Übertragungsrate hat und habe den großen Kopiervorgang in ein anderes Zielverzeichnis wiederholt, Platz ist für die 1,6 TB da. Und wirklich: Die Rate ist besser!

Schließlich wollte ich noch wissen, wie die Raten beim Kopieren auf und von SSD-Laufwerken ist und habe eine große Überraschung erlebt. Dieser Test erfolgte mit einem Jahresverzeichnis an Bildern von ca. 40 GB. Beim Kopieren auf die SATA-SSD und auf meine zweite NVM-SSD trat derselbe Effekt auf: Das Kopieren begann mit großer Geschwindigkeit mit 150 – 280 MB/s um dann nach einer Weile und mehreren kopierten GBs fast zusammen zu brechen, die Schreibrate ging in kB/s Bereich herunter.


Nun ist das keine Katastrophe: Es ist sehr selten, dass derartige Datenmengen im PC durch die Gegend geschoben werden. Dann dauert das eben eine Weile. Normale Operationen wie das Verschieben oder Kopieren einzelner Verzeichnisse laufen sehr schnell ab. Aber das SATA-Kabel nicht SATA-Kabel ist, hat überrascht. Ich werde in naher Zukunft meine nicht mit SATA-III spezifizierten Kabel durch bessere ersetzen und erneut prüfen, wie sich die Übertragungsraten verhalten. Man sieht, dass im PC nicht nur einfach Bitpakete von einer Stelle zu anderen geschoben werden, sondern dass immer noch Prüfbits mitlaufen, die Fehler in einem Datenpaket erkennen lassen und ggf. das Paket erneut von der Quelle anfordern.

Beunruhigend: Ein Nachbar, EDV-Betreuer in einer größeren Firma berichtete, dass es dort schon mehrfach defekte HDDs und SSDs gegeben hat, bei denen die SMART-Daten keine Fehler gezeigt haben.


Version: 1.6  Copyright: Rolf Süßbrich, Dortmund,  06.10.2025