Ein kleiner Beitrag  zum Thema Lupen


Seit einigen Jahren bin ich zunehmend auf Sehhilfen im Nahbereich angewiesen. Wird's zu klein, brauche ich Hilfe. Obwohl leicht kurzsichtig und deshalb mit dem "Privileg" ausgestattet, zum Lesen die Brille abnehmen zu können, macht das Lesen von Halbleitersignierungen, Widerstands- und Kapazitätswerten ohne Brille Probleme.

Die am meisten benutzte Hilfe ist eine preiswerte Lesehilfe (Brille) mit +2 Dioptrien.

Reicht das nicht aus, kommen Lupen zum Einsatz. Dazu sind einige im Laufe der Zeit zusammen gekommen.

Die Erfahrung mit großformatigen Leselupen oder Leuchtlupen an einem Stativ sind eher negativ: Bei den Leselupen hat man nur eine Hand frei und kann kaum arbeiten, bei der Leuchtlupe stört mich der doch sehr kleine mögliche Arbeitsbereich. Ständig muss man mit einer Hand die Lupe verstellen bzw. verrücken. Diese Geräte stehen oder liegen also weitgehend unbenutzt im Schrank.

Schon praktischer ist eine zweilinsige Klapplupe, die auf die Brille aufgeklemmt wird. Der in einem Abstand von ca. 4 cm aus Kunststoff bestehenden doppellinsigen Vorsatz kann man dann aus oder in den Blick klappen. Aber so richtig schön finde ich diesen herauskragenden Vorsatz auch nicht, man stößt häufig damit an.

So benutze ich am häufigsten Augen- oder auch Uhrmacherlupen, die wie ein Monokel ins Auge geklemmt werden. Damit kann ich am besten arbeiten. Solche Lupen führt vielleicht der nächste Optiker, oder es gibt sie bei vielen Versendern im Internet.

Hier eine Sammlung diverser Lupen:

1. Die teuerste Lupe hier: Eine 6-fache mit einem zweilinsigen Aplanaten der deutschen Firma Schweizer Optik. Blickfelddurchmesser (BFD): ca. 20 mm

2. Ein billige zweilinsige Satzlupe, namenlos. Ist der Vorsatz aufgeschraubt, beträgt die Vergrößerung 12x (BFD 11 mm), ohne den Vorsatz ist diese 4x (BFD 45 mm).

3. Eine 10-fache preiswerte mehrlinsige Einschlaglupe (BFD 25 mm). Als Besonderheit: Eine eingebaute weiße LED beleuchtet das Blickfeld, die Batterien sind im schwarzen Gehäuse mit dem sichtbaren Schalter eingebaut.

4. Eine 2,5-fache Lupe (BFD 50 mm), bei der die Kunststofffassung gerissen ist und durch einen Kabelbinder zusammengehalten wird.

5. Ein Okular vom Sucher einer älteren Videokamera, mit dem das 10 mm x 8 mm große Schwarzweiß-Sucherbild betrachtet wurde. Vergrößerung: 8-fach (BFD 20 mm).

6. Eine 4-fache Klapplupe (BFD 45 mm), die auf ein Brillenglas aufgeklemmt wird und in das oder aus dem Blickfeld geklappt werden kann.

7. Eine Selbstbaulupe mit der Okularlinse einer defekten Kleinbild-Spiegelreflexkamera. Vergrößerung: 3,5-fach (BFD 36 mm).

Die Erfahrungen mit den einzelnen Lupen sind gemischt. Die Unterschiede liegen in der Herstellung. Grob gesagt: Die Qualität steigt mit dem Preis! Die billigste Lupe in dem Sortiment kostete ca. € 3,00. Dafür kann man keine geschliffene Linse erwarten. Die Linsen sind aus Pressglas. In wie weit dazu wirklich optisches Glas verwendet wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Pressglas findet man m. E. in den Lupen 2, 3 und 6, bei 4 bin ich mir unsicher. Diese Lupen lassen mit der Schärfe nach außen nach. Auch die Schärfeleistung ist, im Vergleich zu den aufwändigeren Optiken, eingeschränkt, das Bild wirkt etwas milchig. Diese Effekte nehmen mit der Vergrößerung zu. Lupen 4 und 6 bieten ein akzeptables Bild.

Den einfachen Linsen stehen
entgegen geschliffene Linsen oder gar eine verkittete Doppellinse als Aplanat. Diese haben ein breiteres scharfes Blickfeld und die Schärfe ist besser. In der Reihenfolge der Vergrößerung sind dies Lupe 7, 1 und 5.

Der Vorteil von Lupe 7 ist eindeutig: Die Linse (Aplanat) wurde als Okular für das volle Sucherbild einer 24 x 36 (mm) Kamera hergestellt und deshalb hat sie einen breiten Schärfekreis. Es ist mit Abstand meine Lieblingslupe, zu ihr wird immer als erste gegriffen. Zur Herstellung siehe unten.

Die Lupe 1 ist sicher die beste Lupe im Sortiment, aber mit einem Nachteil: Sie hat auch die schwerste Optik. Die Muskulatur ums Auge ermüdet bei der Benutzung am schnellsten und die Lupe fällt deshalb häufig herunter.

Die Lupe 5 wird für Präzisionsarbeiten herangezogen und hat auch ein sehr scharfes Bild bis zum Rand, wahrscheinlich auch ein Aplanat.

Für die meisten Arbeiten reicht eine Vergrößerung von 2,5 bis 4 aus. Höhere Werte benötigt man m. E. viel seltener. Außerdem gilt es noch den Aspekt der Schärfentiefe zu berücksichtigen: Je kürzer die Brennweite und damit höherer Vergrößerung, um so dramatisch geringer ist die Schärfentiefe! Das kann eher stören als der vermeintliche Vorteil einer hohen Vergrößerung. Außerdem: Eine gute Optik erlaubt das Sehen von kleinen Details, die eine höhere Vergrößerung mit einer mäßigen Optik auch nicht besser darstellt. Das gilt z. B. für Lupe 1 im Vergleich zu 2 und 3. Und schließlich auch noch die Gegenstandsweite: Bei hoher Vergrößerung ist man so nahe am Objekt, dass es kaum noch möglich ist, mit Werkzeugen zwischen Lupe und Objekt zu hantieren.

Flutscht die Lupe aus dem Auge kann ein Einbringen von Riefen mit 80er Schleifpapier in den großen Ring helfen.

Die "Lieblingslupe" besteht aus einem halben Kleinbild-Filmdöschen, in dessen Boden mit einem Messer ein knapp passender Ausschnitt eingebracht ist, der die eingesteckte Okularlinse festhält. Damit man die Linse nicht durchdrückt, ist durch einen
umlaufenden und festgeklebten Draht ein Anschlag hergestellt.

Manchmal gibt es für wenig Geld in Fotoläden alte defekte Kameras "für Bastler". Aus diesen kann man eine solche Okularlinse ausbauen und zur Lupe umfunktionieren. Es könnte sich lohnen!

Wie bestimmt man die Vergrößerung einer Lupe? Wikipedia sagt's: V = (250 / f) + 1. Die Brennweite f kann man relativ leicht und ausreichend genau mit einem Zollstock messen: Man hält auf der dem Fenster abgewandten Seite eines Raums die Linse vor die Wand und erzeugt ein scharfes Bild des Fensters durch variieren des Abstands zur Wand. Der Abstand Wand zu Linsenmitte ist dann (grob) die Brennweite. Da die wahrgenommene Vergrößerung auch noch von der sich einstellenden Augenakkomodation abhängt, reicht diese grob bestimmte Brennweite aus.

Und noch ein Tipp für Fehlsichtige ( = Brillenträger):

Kurzsichtige
, also Träger von Brillen mit "-"-Dioptrien, haben kein Problem. Ohne Brille benutzt, ist die Vergrößerung einer Lupe sogar höher als angegeben.

Wer aber weitsichtige Augen hat und deshalb für den Nahbereich eine (Lese-) Brille benutzen muss, könnte bei Lupen mit geringer Vergrößerung und Benutzung ohne Brille u. U. gar keine Vergrößerung feststellen, weil die Brille ja schon einige "+"-Dioptrien bereitstellt. In diesem Fall wäre die Klapplupe (s. o. Nr. 6) vor der normalen Lesebrille die vielleicht bessere Lösung. Ausprobieren!




Version: 1.1 Copyright: Rolf Süßbrich, Dortmund, 05.12.2016







 



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