![]()
Aus
dem Familienbestand sind zwei Weihnachtspyramiden in unserem
Haushalt geraten: Die ca. 30 cm hohe Mondpyramide stammt aus den 1960er
Jahren und ist uns von Verwandten aus der damaligen DDR zugeschickt
worden. Neben den Pyramiden haben wir auch noch Räuchermännchen
erhalten, eine kleine Sammlung entstand. Alles hatte damals in der
Ausführung einen etwas rauhen und rustikalen Touch, was aber auch einen
gewissen Charme vermittelte. Die heute hergestellten
Erzgebirgs-Weihnachtsdekorationen sind mir zu perfekt und damit kalt.
Sie gefallen mir nicht mehr. Deshalb muss der alte Bestand gepflegt und
in Stand gehalten werden. Nun, Pyramiden sollten sich auch drehen und nicht nur als dekoratives weihnachtliches Stehrümchen dienen. Die Mondpyramide hatte von Anfang an ein Problem: Sie lief nach einem Anschubsen eine Weile und blieb dann stehen. Hatte man mangels kurzer Pyramidenkerzen gar normale Christbaumkerzen eingesteckt, dann fingen im Stillstand die Blätter des Flügelrads schnell an zu kokeln. Sie sind aus dünnem Birkensperrholz hergestellt, dieses kann (konnte?) man in Modellbaugeschäften kaufen, mit einer Schere zuschneiden und den oder gar die Flügel ersetzen. Nur
was war der
Grund für das Stoppen der Drehung? Die Achse aus gehärtetem Stahl
war unten zwar kegelförmig zugeschliffen, nur zeigte sich
unter der Lupe, dass das ein
Kegelstumpf mit einem
ca. 0,5 mm breiten flachen Kopf war. Der Kopf wurde mit einem Abziehstein
zuerst einmal
ballig angeschliffen, aber das half nicht, die Drehung wurde immer
wieder angehalten. Mit der Lupe wurde das Glaslager untersucht.
Hier konnte man im Glas sehr viele kleine Lufteinschlüsse sehen,
die, wenn dicht unter der Oberfläche, von dem ursprünglichen
Kegelstumpf schon aufgerissen waren. Es hatten sich einige
Vertiefungen gebildet, in die die ballig
angeschliffene Achsenspitze rutschte und
festklemmte. Das Flügelrad stand! Die
Reibung in den Lagern war zu groß und musste reduziert werden. |
![]() Wie kommt man an eine glatte und muldenförmig geformte Glasoberfläche? Es gab ja mal Glühlampen mit klarem Kolben! Aus einem durchgebrannten Exemplar ließ sich mit einer kleinen hochtourigen Handbohrmaschine und einer aufgesetzten Trennscheibe ein fingernagelgroßes Stück aus dem kugeligen Teil des Glaskolbens heraustrennen. Es wurde weiter zu einer annähernd runden Scheibe geschliffen und diese mit Zweikomponenten-Epoxykleber auf den porösen Glasfuß geklebt. |
![]() Trotz des balligen Endes der Áchse lief das noch nicht so wie erhofft. Wie kommt man an eine polierte Stahlkugel am Ende der Achse? Die findet man an der Spitze von Kugelschreiberminen. Leere Minen, insbesondere aus Messing, wirft man nicht weg, weil praktisches Rohrmaterial zum Basteln. In meinem Vorrat waren auch noch die kleinen Minen aus den Vierfarbkugelschreibern, die mit ca. 3 mm Durchmesser vorliegen. Davon wurde eine Spitze abgesägt. Die Kulipaste löst sich gut in (Brenn-) Spiritus zum Reinigen. Die Spitze des Stahlstabs wurde so geschliffen, dass sie sich in die Kulimine stecken ließ und schließlich wieder mit Epoxykleber fixiert. Danach wurde die Spitze noch seitlich mit Schmirgelpapier geglättet und auf Maß gebracht, denn die auf der Achse aufgeklemmten Ruhewölkchen der Engel müssen sich über das Achsenende aufschieben lassen. Die Oberfläche des Glaslagers ist sehr glatt. Verschiebt man die Pyramide oder hebt sie gar hoch, dann rutscht der Achsenfuss leicht vom Lager. Um das zu verhindern, wurde eine Sicherung aus dünnem Alublech (war mal eine Spraydose) zurechtgeschnitten und auf den Glaskörper aufgesteckt. Im Bild ist links unten das Detail des Achsenfußes vergößert gezeigt. Aber
so richtig rund drehte sich die Pyramide immer noch nicht! .
|
![]() Grund:
das obere Achsenlager war auch nur symbolisch vorhanden: In einem
Loch mit ca. 4 mm Durchmesser eierte die Achse herum. Dieses Lager
wurde durch einen kleinen Streifen aus Blech, hier 0,3 mm Bronze, in
das mit einem Durchschlag eine Öffnung mit Krempe und passendem
Durchmesser geschlagen wurde, zu einem richtigen Lager ergänzt. Ein Mini-Tropfen Nähmaschinenöl
tat auch noch gut, Man bringt ein solches Mini-Tröpfchen wie die
Uhrmacher auf: Ein Stückchen dünner Draht (z. B. Blumenbindedraht oder
noch dünner) wird am Ende mit Öl versetzt. Es bildet ein kleiner
Tropfen, der dann an das Lager gehalten wird. Das Öl kriecht dann in
den Lagerspalt. Das hatte Erfolg. wie man oben im großen Bild sehen kann! P.
S. Frage mich noch, welches Instrument oder Werkzeug das Engelchen in
der Hand hält?
|
![]() Dieses Wärmespiel ist wesentlich jünger, aus den 1980er Jahren, zumindest haben wir das Ende der 1980er bei einem Stand des Weihnachtsmarkts im Ruhrgebiet gekauft. Der Herstelleraufkleber nennt noch die DDR. |
![]() Wegen
der fehlenden Kerzen sollte die Gänseliesel sich auf der Kante der
Fensterbank im Strom der aufsteigenden Warmluft des Heizkörpers drehen.
Im Auslieferungszustand war unten nur ein sehr spitzes Stückchen Stahl schief angebracht, was in einer topfförmigen Lagerschale aus Stahl laufen sollte. Oben sollte die dazu noch schief angebrachte Achse in einem Loch des Bogens laufen. Trotz Anschubsens blieb die Pyramide mit diesen Lagern nach höchstens zwei Umdrehungen stehen!
Um die schiefen Bohrungen verschwinden zu
lassen
wurde oben und unten zuerst genau in der Achse des zentralen Baums
ein ca. 8 mm tiefes Loch mit ⌀ 5 mm gebohrt und mit einem
entsprechenden Stück eines 5er Dübels und Leim aufgefüllt. Und
wieder wurde die Spitze einer klassischen Kulimine mit einer schlanken
Spitze mit ⌀ 1,25 mm benutzt. In das eingesetzte Dübelstück wurde zentrisch und gerade
eine 1,2er Bohrung eingebracht, was ich mit
meiner kleinen Drehmaschine ausführte. Man sollte das aber auch mit
einer Bohrmaschine im Ständer und einem Maschinenschraubstock
hinbekommen. Die Minenspitze wird dann einfach eingesteckt. S. nächstes
Bild vorne.
|
Der
Rohling
wurde mit Schellack auf ein Stück 4er oder 3er Dübel geklebt. Schellack
gibt
es im Handel bei Anbietern für Goldschmiedebedarf. Er ist auch die
Basis für Siegellack. Er wird unter Wärmeeinwirkung (kleiner
Lötbrenner, mit Abstand benutzen, sonst gerät der Lack in Brand!)
sehr flüssig und klebt wie der Teufel. Das ausgesägte Glasstück
wird mit der konvexen Seite nach unten auf ein Restholzstück gelegt und
gut angewärmt. Dann wird rasch die Ecke eines Schellackstücks angewärmt
bis
ein Tropfen auf das Glasstück fällt. Sofort wird das Dübelstück
hineingedrückt und gewartet, bis alles abgekühlt und fest ist. Nun
kann man die überstehenden Glasenden mit einem Schleifstein in der
hochtourigen Handbohrmaschine wegschleifen und erhält das runde
Lager. Mit dem Lötbrenner wird das Glas wieder vorsichtig
angewärmt bis es vom Dübel abfällt. Die Schellackreste lassen sich
mit Brennspiritus ablösen. Wem das Kleben zu kompliziert erscheint oder Schellack nicht kaufen will: Man gehe mit dem Glasstück und dem Dübel zu einem Goldschmied, der hat sicher Schellack vorrätig und bittet um das Aufkleben gemäß der Anleitung. Vielleicht übernimmt er auch noch das Schleifen. Das runde Lagerstück wird mit einem kleinen(!) Tropfen Alleskleber im Lagertopf verklebt. |
![]() Auch das Holz-Stahllager der Radwelle wurde durch ein kleines Stück Weißblech (Konservendose) ersetzt. in das mit einem Drahtnagel ein kleines Loch geschlagen wurde. Es ist mit einem Alleskleber befestigt. Auch hier tut ein Mini-Tropfen Nähmaschinenöl gut. Zuviel könnte den Klebstoff unterwandern. Das
Ergebnis: Die Gänseliesel saust jetzt am vorgesehenen Ort den ganzen
Tag den Gänsen hinterher! |
![]() |
![]() |
![]() |
Version: 1.2 Copyright: Rolf Süßbrich, Dortmund, 11.01.2025 |